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Majella Hauri an den Schweizer Meisterschaften 2015 in Zug Bild: Hans Spielmann

«Majella Hauri» - Keine Hürde ist ihr zu hoch

Ihr Vorname steht zwar nur 3 mal im Schweizer Telefonbuch, doch die 20-jährige Hürdensprinterin Majella Hauri hat sich spätestens seit ihren Teilnahmen an der U20-WM in Eugene und der U23-EM in Talinn in der Schweizer Leichtathletikszene einen Namen gemacht. 

Jan Seitz (jan.seitz@btv-athletics.ch) am 21.01.2016 13:55

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«… und im ersten Rang, Majella Hauri!»
Etwa so klang es im warmen Sommer 2003, als Majella Hauri „De schnellscht Küttiger“ gewann. Es war ihr erster Sieg und zugleich eine Weichenstellung für ihre Karriere. Fortan besuchte die damals 8-Jährige die Trainings des BTV Aarau. Doch bei Trainings alleine blieb es nicht lange: Bereits 2004 bestritt Majella den nächsten Wettkampf an den Schülermeisterschaften, an welchen sie gleich dreimal Aargauermeisterin wurde. Die junge Majella gewann über 50m, 1000m und im Weitsprung.
Aus einem Training pro Woche wurden zwei, drei, gar vier. Mit dem erhöhten Trainingsumfang häuften sich denn auch die Erfolge. Nach mehreren Titeln und Medaillen auf kantonaler und regionaler Ebene in verschiedensten Disziplinen schaffte es Majella 2012 das erste Mal schweizweit aufs Podest. Mit der Olympischen Staffel (De Martin / Hauri / Gysi / Schmidt) erkämpfte sie sich Bronze. In einer Einzeldisziplin sollte es für Majella nur eine Woche später an den U20-Nachwuchs-Schweizermeisterschaften gar zwei Medaillen geben. Zunächst gewann sie Bronze über 100m Hürden und gewann anschliessend noch Gold über 300m Hürden. Dank ihrem ersten Schweizermeistertitel gehörte Majella fortan zu den schnellsten der Schweiz. Ihr Talent sollte dann auch gezielt gefördert werden.

Mit dem Übergang vom Nachwuchstraining ins Gruppentraining fand sie ihre Leidenschaft fürs Hürdenlaufen. „Es gibt eigentlich keinen speziellen Grund, warum ich Hürdensprinterin wurde. Ich bin da einfach reingerutscht“, erzählt Majella Hauri mit einem Lächeln. Zeitgleich wechselte Majella an die Sportkanti Aarau, wodurch sie ihre Trainingspräsenz massgeblich steigern konnte. Derweil trainiert Majella 6-7 Mal die Woche à 1-2h. Seit 2014 trainiert sie bei Ursula Keller und Fränzi Straubhaar. Da die beiden Trainerinnen dem ST Bern angehören, finden einige Trainings auch in Bern statt.

Aus SM wird WM
Dank all diesen Optimierungen tauchten Majellas Bestzeiten kontinuierlich tiefer. Ihre 60m bzw. 100m Hürden-PB konnte sie von 9.16 bzw. 15.11 (2012) auf 8.62 bzw. 14.01 (2014) senken. Als Belohnung dieser Leistungssteigerung wurde sie 2014 für die U20-WM in Eugene (USA) selektioniert. Ihr Talent durfte sie nicht nur über 100m Hürden unter Beweis stellen, sondern sie erhielt auch die Ehre, für die U20-Schweizer-Staffel zu laufen. Genau diese Staffel schaffte in einem spannenden Rennen eine kleine Sensation und rangierte auf dem fantastischen 5. Schlussrang! „Eugene war einfach ein unvergessliches Erlebnis! Die Stimmung an einem solchen Anlass ist unbeschreiblich!“, reflektiert Majella ihren ersten Grossanlass. „Als Krönung des Jahres durfte ich dann mit der WM-Staffel an Weltklasse Zürich teilnehmen“, bei welcher sie Seite an Seite mit Sprintgrössen wie Léa Sprunger oder Mujinga Kambundschi starten konnte. Sind diese nun Majellas Vorbilder? „Nein, eigentlich habe ich kein Vorbild, ich bewundere vielmehr jeden Sportler, der voll für den Sport leben kann.“

Auf die Saison 2015 schaut Majella allerdings mit wenig Zufriedenheit zurück. „Die ganze Saison durch passte alles irgendwie nicht zusammen, ständig störte mich irgendetwas und ich kam einfach nicht auf Touren“, sagt die 20-Jährige. Bereits während der Wintervorbereitung plagte sie eine Verletzung und Krankheit, welche die Vorbereitungen der Hallensaison störten. So nahm sie nur an einem Wettkampf teil. Danach verunmöglichten anhaltende Fussschmerzen eine seriöse Vorbereitung auf die Freiluftsaison. „Eugene war für mich ein riesiges Ziel, worauf ich jahrelang trainiert hatte, nachher war die Luft irgendwie draussen. Monatelang habe ich auf dieses Ziel hingearbeitet, dann war es plötzlich erreicht. So musste ich mir zuerst neue Ziele stecken und mich mental wieder finden.“ Und dies hat sie auch geschafft: Trotz einer verletzungsgeprägten Saison gelang es Majella, sich für die U23-Europameisterschaften in Talinn (EST) zu qualifizieren.
Seit 2015 ist die Küttigerin leider nicht mehr in der Schweizer U23-Staffel. Dies war für sie allerdings nur kleine Enttäuschung, Majella sieht darin mehr das Positive: „Ohne die Staffeltrainings habe ich viel weniger Druck und ich kann mich so viel besser auf die Hürden konzentrieren.“

Trotz dem Staffelkader-Aus ist Majella weiterhin Teil des Schweizer Nachwuchskaders Swiss Starters Future. Sie sieht es als Ehre, im Swiss Starters Future Kader zu sein. Dadurch kann sie von vielen Angeboten profitieren, allerdings besuchte sie bis anhin noch kein Kadertraining. „Ich bin mit meiner aktuellen Trainingssituation eigentlich zufrieden, zudem ist das Kader relativ neu und steckt deshalb organisatorisch noch in Kinderschuhen.“ Majella wird aber nicht nur durch das Nachwuchskader unterstützt, sondern auch finanziell durch den BTV, die SBB und der Sporthilfe. Letztere übernimmt auch die Reisespesen zum Training nach Bern.  

Beruflich besucht Hauri das Sportgymnasium an der Alten Kantonsschule in Aarau. Sie ist im 5. Schuljahr und wird im Sommer die Matur machen. „Durch die Sportkanti habe ich sehr, sehr viel Zeit, eigentlich mehr als ich für das Training überhaupt benötige. Ich bin durchaus ab und zu ein wenig faul und geniesse neben den 6 bis 7 ein- bis zweistündigen Trainings auch gerne die Gesellschaft meiner Kolleginnen und Kollegen.“ Nach der Matur möchte Majella ein Zwischenjahr einlegen. „Da ich über die Sekundarschule, dann Bezirksschule an die Sportkanti gewechselt habe, brauche ich nach 15 Jahren Schule zuerst einmal ein wenig Abstand von der Schulbank, bevor es weitergeht.“

Auch in sportlicher Hinsicht sieht Majella 2016 als ein Übergangsjahr. Es stehen keine grossen Anlässe an, an welchen sie sich eine Qualifikation erhoffen könnte. Deshalb konzentriert sie sich auf die Hallensaison und möchte nach den Schweizer Meisterschaften ein Austauschhalbjahr in ein fremdes Land machen. 2017 möchte sie dann nochmals richtig durchstarten und strebt die Qualifikation für die U23-EM in Bydgoszcz (PL) und/oder die Universiade in Taipeh (RC) an. Die Limiten für die U23-EM sind im Vergleich zu einer Aktiv-EM nicht sehr hoch, allerdings selektioniert Swiss-Athletics die Athleten noch zusätzlich je nach Potential. Wir wünschen Majella viel Erfolg, auch diese Hürde zu überwinden!


Bildquelle: Hans Spielmann

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